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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Gefahren des Windsogs

Sturmschäden an Dachtragwerken sind nicht selten. Meistens werden sie durch Windsog hervorgerufen, also durch eine von der Strömung verursachte stellenweise Verringerung des äußeren Luftdrucks. Druckunterschiede entstehen dabei nicht nur zu den Bereichen, in denen der Windstau den Luftdruck erhöht hat, sondern auch zu den unter normalem Druck stehenden Luftmassen. Wo ein Dachraum nur durch eine schuppenartige Dachhaut gebildet wird (z.B. durch unvermörtelte Pfannen) ist ein Ausgleich der Luftdruckunterschiede ohne Beanspruchung des Tragwerks möglich [170, oben].

Vielfach bildet jedoch die Dachhaut oder eine innere Verkleidung eine dichte Fläche [170, Mitte und unten]. Damit das Dach nicht abgehoben wird, ist dann eine ununterbrochene Verankerungskette von der Dachhaut Ober Sparren, Pfetten, Pfosten bis in die Unterkonstruktion unabdingbar. Die auf die einzelne Verankerung entfallende Kraft nimmt in der genannten Reihenfolge zu. Es wurden schon Dächer von mehreren hundert Quadratmetern mitsamt dem vollständigen Tragwerk vom Wind fortgetragen. Sogar die Deckenanker saßen noch an den Pfosten - sie waren nicht mit der Bewehrung der Stahlbetondecken verbunden und rissen aus [173].

 

Größe der Windlast

Seit 1969 schreiben Ergänzungsbestimmungen zur DIN 1055 Bl. 4 (Lastannahmen, Windlast) eine wesentliche Erhöhung der anzusetzenden Sogkraft für die am stärksten beanspruchten Randzonen von Wänden und Dächern vor [171]. Sehr hohe Sogbeanspruchungen treten auch am First sowie in der Umgebung von Dachaufbauten und Schornsteinen auf. Überstehende oder unten offene Dächer sind durch den zusätzlich von unten wirkenden Winddruck besonders gefährdet. Die zu berücksichtigende Windlast wird von [172] veranschaulicht (Zahlenangaben auf Seite 96).

 

Ankerausbildung

Verankerungen im Mauerwerk müssen, vor allem bei wenig belasteten Wänden, sehr tief herabgeführt werden (oft mehr als 1 m) und unten einen Querstab erhalten [174].

Anker in Stahlbeton werden am besten schon beim Betonieren eingebaut, können dann allerdings nicht mehr justiert werden, Die vorgeschriebene Haftlänge ist einzuhalten, die Anker sollen Teile der Bewehrung umfassen [175, links]. Noch wichtiger ist dies bei nachträglich eingesetzten Ankern - für sie müssen ausreichend starke Bewehrungsstäbe bei Platten mindestens 10 cm, sonst mindesten 15 cm tief liegen. Die Aussparungen sollen konisch angelegt werden [175, rechts]. Ankerschienen sind oft vorteilhaft, auch sie sind statisch nachzuweisen [176].

 

Dass Architekt und Ingenieur Hand in Hand arbeiten, ist bei Verankerungen besonders wichtig.

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