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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Walme

Besitzt ein abzuwalmendes Pfettendach Mittelpfetten, ordnet man an deren Enden gewöhnlich entsprechende Pfetten für die abgewalmten Seiten an [103]. Da höchstens je ein Walmsparren die volle Länge und damit ein günstiges Verhältnis zwischen Feld und Kragarm aufweist, bringen diese Pfetten kaum Vorteile; man kann auf sie verzichten und dafür die längsten Sparren etwa stärker bemessen.

Die oberen Enden der Walmsparren werden von kräftigen Gratsparren getragen. Der Anschluss erfolgt durch Schiftung, d.h. die Sparren werde am oberen Ende in Richtung der Seitenflächen der Gratsparren abgeschnitten, was erheblichen Arbeitsaufwand bedingt [104]. Zur Befestigung dienen Sparrennägel.

Bei abzuwalmenden Sparren- und Kehlbalkendächern stützt man Sparren und Gratsparren meist auf die gleiche Weise [105]. Die Gratsparren müssen dann an beiden Enden Horizontalkräfte abgeben können, ihr Fuß ist entsprechend auszubilden. Zur Ableitung der parallel zum First laufenden Horizontalkraftkomponente baut man am besten Druckriegel ein - bei Sparrendächern wie bei Kehlbalkendächern mit tiefliegendem Kehlbalken (unter 0,7 der Dachhöhe) im First, bei Kehlbalkendächern stets auch an den Kehlbalken-Ansätzen [106 rechts]. Horizontalkräfte aus unsymmetrischer Belastung der Walme sind durch Rispen oder kraftschlüssige Verbindung mit dem danebenliegenden „Anfallgespärre“ aufzunehmen. Die angeschifteten Sparren wirken als einfache Träger auf zwei Stützen, normale Fußpfetten genügen für sie.

Sparren und Gratsparren kann man aber auch als räumliches Tragwerk auffassen, das die oberen Auflagerkräfte der Sparren ausschließlich durch Längskräfte abführt [106 links]. Die Sparren erhalten dabei Druck, die Gratsparren bei unterer Verankerung Zug, bei oberer Druck. Im ersten Fall wird die nach oben gerichtete Komponente der Kraft des Gratsparrens direkt, im zweiten Fall erst auf dem Umweg über Zugkräfte im Anfallgespärre Ankern zugeführt, die tief ins Mauerwerk gehen müssen. Der Aufwand hierfür dürfte stets höher sein als die Holzersparnis bei den von Biegemomenten freien Gratsparren.

Kehlen

Kehlen führt man bei Pfettendächern ähnlich wie Grate aus: auf Biegung bemessene Kehlsparren übernehmen die Last der an sie geschifteten Sparren [107].

Läuft ein Dach auf ein größeres auf oder stoßen Sparren- bzw. Kehlbalkendächer zusammen, so lässt man die Sparren des Hauptbaukörpers durchgehen [108]. Auf diese nagelt man Kehlbohlen (evtl. Kanthölzer) und schiftet die Sparren des untergeordneten Baukörpers daran [109]. Die durchgehenden Sparren müssen manchmal etwas stärker werden - insbesondere bei Sparrendächern oder den noch ungünstigeren Kehlbalkendächern.

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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke