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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Noch außen abgesprengte Dächer

Bei Sprengwerksdächern leitet eine Zusatzkonstruktion aus in der Binderebene liegenden Streben und erforderlichenfalls dazwischen angeordneten waagerechten Spannriegeln die Dachlast zu den Außenwänden [116 und 117]. Die Stützen führen dann keine Kräfte nach unten, sondern die Last der Kopfbänder zum Ansatzpunkt des Sprengwerks noch oben.

Dies gilt jedoch nicht beim doppelten Sprengwerk mit unsymmetrischer Belastung des Daches. Unter ihr verformt sich das Gelenkviereck des Sprengwerks, bis ein Pfosten diesen Lastanteil auf die Dachdecke überträgt, die sie durch ihre Biegesteifigkeit ableiten muss [118]. Damit die Dachdecke nicht auch noch symmetrische Last erhält, bildet man das untere Ende der Pfosten schwebend aus, d.h. seitlich gehalten, aber in senkrechter Richtung mit „Spiel". Meistens werden dazu Schwebezapfen angebracht, die sich bei unsymmetrischer Last auf die Decke setzen und Druckkräfte abgeben [119 links]. Besser sind nur Zug übertragende Anschlüsse [119 rechts]. Sie werden bei unsymmetrischer Belastung der anderen Dachseite wirksam und geben dann an die Dachdecke Kräfte ab, die deren normaler Last entgegengesetzt sind [118 unten]. Die Decke bleibt hierdurch niedriger.

An Stelle der veralteten, umständlichen und aufwendigen Sprengwerksdächer setzt man heute noch Möglichkeit Sparren- oder Kehlbalkendächer ein. Da bei diesen die Lasten nicht auf einzelne Binder konzentriert, sondern gespärreweise abgeleitet werden, ergeben sich vor allem viel einfachere Anschlüsse. Nur wo ein Pfettendach unumgänglich ist (z.B. weil weder eine durchgehende Dachdecke noch die Anordnung von Zugbändern möglich ist oder aber große stehende Gauben gefordert werden) und keine Möglichkeit besteht, die Last der Pfetten über Pfosten auf Querwände abzuleiten, kommt ein Sprengwerksdach in Frage. Selbst unter diesen Voraussetzungen wird es jedoch (insbesondere bei flachgeneigten Dächern) oft vorzuziehen sein, ein einfaches Pfettendach zu nehmen und die Dachlast über (zur besseren Lastverteilung eng gestellte) Pfosten auf die Dachdecke zu übertragen, die dann natürlich entsprechend stärker bemessen werden muss.

 

Nach innen abgesprengte Dächer

Sinnvollere Sprengwerke ergeben sich, wenn die Last der Mittelpfetten nicht durch doppelte Sprengwerke noch außen, sondern durch einfache Sprengwerke teilweise noch innen geführt wird [120 links].

Manchmal kann man sogar die ganze Pfettenlast noch innen leiten, indem man die äußeren Streben weglässt und die inneren durch Zangen verbindet [120 rechts]. Die Bindersparren müssen allerdings in diesem Fall so bemessen und angeschlossen werden, dass sie das Mitteltragwerk bei unsymmetrischer Last im Gleichgewicht halten.

 

Hängewerke

Das Hängewerk unterscheidet sich vom abgesprengten Dach dadurch, dass bei ihm zusätzlich die Dachdecke an den Pfosten aufgehängt ist und so ein erheblicher Teil ihrer Last über das Dachtragwerk abgeleitet wird [121]. Durch diese hohe Belastung ergeben sich schwer auszubildende Knotenpunkte - dreifache Hängewerke sind deshalb kaum noch möglich. Die Aufnahme unsymmetrischer Dachlasten muss beim doppelten Hängewerk wie beim doppelten Sprengwerk allein durch die Biegesteifigkeit der darunter befindlichen Decke erfolgen.

Auch das Hängewerksdach ist eine veraltete Konstruktion. An seiner Stelle bevorzugt man heute Fachwerkbinder, besonders als serienmäßig hergestellte Tragwerke (vgl. die Ausführungen über weitgespannte Dächer, Seite 89 ‑ 95). Wo Fachwerke stören, weil der Dachraum genutzt werden soll, verwendet man eher ein frei gespanntes Dach über einer ebenfalls frei gespannten Decke. Das noch verhältnismäßig leicht herzustellende einfache Hängewerk mag zuweilen noch seine Berechtigung haben, das doppelte höchstens in Ausnahmefällen.

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