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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Dachlatten

Der Anteil der Dachlatten am gesamten Holzbedarf eines Daches ist erheblich; er liegt bei sparsam konstruierten Dachtragwerken zwischen 1/6 und 1/3. Die Wahl des Lattenquerschnitts und damit des Sparrenabstands ist also nicht unwichtig, erfolgt aber bis heute mehr nach landschaftsgebundenem Herkommen als noch wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Die maßgebende Beanspruchung ist gewöhnlich nicht die gleichmäßig verteilte Dachlast, sondern die punktweise Belastung durch Menschen. Deren Sicherheit hängt allerdings mehr von der sorgfältigen Kontrolle auf zu große Äste und ähnliche Fehlstellen ab als vom Lattenquerschnitt. Wird die vorgeschriebene Güteklasse I eingehalten, sollte man die folgenden bewährten Stützweiten

voll ausnutzen:

                 24/48 mm                    75 cm

                 30/50 mm                    90 cm

                 35150 mm                 100 cm

                 40160 mm                170 cm.

Für Latten 40/60 werden auch noch etwas größere Stützweiten genannt. Der Querschnitt 35/50 ist im Gegensatz zu den übrigen nicht genormt, aber zweckmäßig. Stützweiten unter 1 m sind nämlich ungünstig: der Mehraufwand für das Tragwerk überwiegt die Einsparungen bei den Latten. Tragwerk und Latten (3 m/m²) erfordern zusammen folgende Mehrkosten:

- bei Sparrenabstand 90 cm und Latten 30/50 bis

5% (bei Kehlballkendächern bis 8%),

- bei Sparrenabstand 75 cm und Latten 24/48 um

5 - 10% (bei Kehlbalkendächern bis 15%).

Voraussetzung für die eben genannten Spannweiten ist, dass auf den Latten nicht genagelt werden muss. Wo die Dachdeckung dies erfordert, sind wegen des sonst zu starken Rückfederns Latten 24/48 zu vermeiden und Latten 30/50 nur bis 80 cm zu verwenden.

 

Sparrenpfetten

Bei Eindeckungen mit größerer Spannweite (z.B. Asbestzement-Wellplatten) sind auch größere Sparrenabstände vorteilhaft (vgl. Seite 68). Da hier Lattenquerschnitte nicht mehr ausreichen, bezeichnet man die auf den Sparten angeordneten obersten Träger als Sparrenpfetten. Sie müssen statisch bemessen werden. Vor der Anwendung von Bemessungstafeln prüfe man sorgfältig, von welchen Grundlagen sie ausgehen.

 

Schalung

Auch für die Bemessung einer Schalung ist gewöhnlich die Mannlast maßgebend. Gesäumte Einzelbretter sind wegen der fehlenden Lastverteilung ungünstig (vor allem bei geringer Brettbreite); gespundete oder auf andere Weise verbundene Schalbretter sind daher vorzuziehen. Der Holzbedarf einer Schalung ist oft größer als der des gesamten Tragwerks! Neben Brettschalungen kommen auch Holzspan- und Bau-Furnierplatten in Frage (vgl. S. 70). Für ihre Bemessung und Ausführung sind Richtlinien erschienen.

 

Sparren

Je hochformatiger Kantholzquerschnitte sind, desto günstiger ist das Verhältnis zwischen Tragfähigkeit und Holzbedarf - um so größer ist aber auch die Gefahr des Verwerfens. Ist ein Kantholz so gelagert, dass die Enden sich nicht verdrehen können (wie beim Sparrendach) oder ist sogar zwischen den Enden noch ein Punkt verdrehungshindernd gehalten (z.B. durch einen Kehlbalken), so darf ein schmalerer und höherer Querschnitt verwendet werden, als wenn dies (wie bei den Sparren von Pfettendächern) nicht der Fall ist. Man sollte die folgenden Grenzverhältnisse zwischen Breite und Höhe einhalten [136]:

- bei Pfettendächern                                        1 : 2,7

- bei Sparrendächern                                         1 : 3

- bei Kehlbalkendächern

mit hochliegendem Kehlbalken               1 : 3,4

mit mittigem Kehlbalken                           1 : 3,7

Sparren dürfen aber auch nicht zu schmal sein: An den Stoßstellen der Dachlatten müssen je zwei Lattenenden nebeneinander auf den Sparten befestigt werden. Im Hinblick darauf beträgt das übliche Mindestmaß der Sparrenbreite 6 cm, besser sind 7 cm, reichlich erst 8 cm.

Sparren werden auf Pfetten bzw. Schwellhölzern stets mit Sparrennägeln befestigt (meist 55/160 bis 70/210). Bei hohen Sparren oder größerer Gefährdung durch Sogkräfte schlägt man nicht einen Sparrennagel von oben, sondern zwei von den Seiten her ein [137]. Dies genügt jedoch in Hinblick auf den Windsog nur, wenn

1. Die Dachneigung mindestens 35° beträgt,

2. das Dach höchstens 40 cm übersteht,

3. die Dachhaut nicht besonders leicht ist.

In allen anderen Fällen muss mindestens jeder dritte, manchmal sogar jeder Sparten zusätzlich zugfest angeschlossen werden. Hierzu kann man Abschnitte von Latten oder Kanthölzern verwenden, die an Sparren und Unterkonstruktion angenagelt werden [138]. Häufig gebraucht man statt dessen verzinkte Blechverbinder und Sondernägel [139]. Mit ähnlich profiliertem Schaft versehene größere Nägel werden als Sparrennagel benutzt, sie besitzen eine wesentlich höhere Ausziehfestigkeit.

 

Pfetten

Schmale und hochformatige Pfetten sind nicht nur aus den oben angeführten Gründen günstig, sondern auch wegen der bei ihnen geringeren Torsions- und Zwängungsbeanspruchung. Allerdings werden die Abmessungen von den Stützen mitbestimmt: bei gleicher Breite von Pfette und Stütze ergibt sich der einfachste Anschluss. So hohe Querschnitte wie bei Sparren erhält man daher nicht einmal bei kurzen schmalen Stützen, bei langen und damit breiteren ergeben sich sogar oft recht gedrungene Querschnitte. Bei Firstpfetten ist dann zu beachten, dass gegen den hellen Himmel schon sehr kleine Durchbiegungen ins Auge fallen; es empfiehlt sich u.U., der Berechnung eine kleinere Verformung als die zulässigen I/200 zugrunde zu legen.

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