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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Formveränderungen der Holzkonstruktionen

Giebelwände müssen in der Regel am Dachtragwerk verankert werden. Schwierigkeiten bereitet dabei die Formänderung der Holzteile, die deshalb vorweg erörtert werden soll.

Holz schwindet erst, wenn sein Feuchtigkeitsgehalt 30% des Darrgewichtes unterschreitet. Beim Aufschlagen des Tragwerks ist der Feuchtigkeitsgeholt kaum niedriger. Im Laufe der Zeit sinkt er ob bis zur Gleichgewichtsfeuchte, die bei geschlossenem, ungeheiztem Dachraum zwischen 9 und 15% liegt.

In Längsrichtung ist das Schwinden sehr gering, unter den eben genannten Voraussetzungen beträgt es zwischen 1 und 1,5 mm je Meter. Man braucht es nur in Ausnahmefällen zu berücksichtigen, z.B. ergibt sich bei sehr flach geneigten Sperren- oder Kehlbalkendächern daraus eine Firstsenkung zwischen 1 und 3 cm.

In Querrichtung schwindet das Holz ungleich stärker - in unbeheizten, geschlossenen Dachräumen zwischen rd. 1,5 und 6%:

Hinzu kommt noch die von der Belastung hervorgerufene Durchbiegung, die durch die Holzbauvorschriften bei Sparren und Pfetten auf 1/200 der Stützweite beschränkt ist.

 

Auswirkungen an den Giebeln

Wo Giebel- oder Brandwände in üblicher Weise bis unter die Dachhaut hochgezogen werden, ergeben sich unebene Dachflächen - das Dach kann sich dort nicht setzen [177]. An den Giebeln mag man diese Verformung begrüßen, da das Regenwasser so vom Ortgang weggeleitet wird; bei inneren Wänden ist diese besonders am First sichtbare Erscheinung stets störend. Eine weitere Folge ist, dass die äußeren Sparren keine Dachlast erhalten - im Gegenteil: da sie an den Enden verankert sind, biegen die auf den Giebeln aufliegenden Dachlatten sie nach oben. Dabei lockern sich u.U. sogar die Nägel der Lattung, gewöhnlich allerdings ohne nachteilige Folgen. Aus arbeitstechnischen Gründen kann man trotzdem nicht auf diese Sparren verzichten, denn die Giebel werden ja erst noch dem Richten des Daches hochgeführt.

Will man die angeführten Erscheinungen vermeiden, muss man zwischen Latten und Wänden Luft lassen; die Breite des erforderlichen Luftspalts ergibt sich aus [178]. Die Maße gelten für die Firstsenkung. Die etwas größeren Durchbiegungen im Feld bleiben unberücksichtigt, da ein Aufliegen dort nicht stört. Wo man die Höhenunterschiede nur mildern will, kann man etwas kleinere Spaltbreiten wählen.

 

Sicherung der Giebel

Freistehende Giebel sind nur bis zu sehr geringen Höhen standsicher [179], meistens muss die Dachkonstruktion sie halten. Während das Umfallen innerer Brandwände durch die daran entlanglaufenden Sparren verhindert wird, sind Giebel nur bei Winddruck so gesichert - bei Sog können sie noch außen kippen.

Um die Giebelwände zu halten, genügt meistens schon die unterseitige Verschalung der überstehenden Dachlatten [180, links]. Sie hält die Wand und leitet die Sogkraft in die Latten ein, von denen sie über Sparren, Pfetten und deren Längsaussteifung abgeführt wird. Soll das Dach sich setzen können, ist statt eines Schalbrettes ein Kantholz vorzusehen [180, rechts]. Wo die erforderlichen 10 - 12 cm Dachüberstand stören, kann die Ableitung der Sogkräfte auch über Mauerlatten erfolgen, die man in geringem Abstand (etwa 50 - 70 cm) mit langen Ankern im Giebel befestigt [181].

Bisher wurden oft Einzelanker an den Pfetten angebracht [182 und 183]. Durch ihre Lage am Rand des Mauerwerks können sie keine großen Kräfte übernehmen; vor allem am Giebel besteht die Gefahr, dass sich die obersten Steine lösen. Durch hochwertigen Mauermörtel wie durch Bewehren des Mauerwerks lassen sich etwas günstigere Voraussetzungen schaffen.

 

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